– Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen,
Ich möchte meine Rede mit einem Zitat beginnen, mit einem Zitat vom hier allseits bekannten Gregor Beyer, dem Geschäftsführer von „Forum Natur“. Am 3. März dieses Jahres hat Gregor Beyer in der PNN gesagt: „Wir Förster sagen sehr zu Recht, die Jagd ist eine dienende Funktion des Waldes.“ Das ist ein sehr bedeutender Satz von einem klugen Mann. Er sagt nämlich aus, dass das Ziel der Jagd untrennbar mit der Erhaltung und Entwicklung unserer Wälder zusammenhängt. Genau an dieser Frage entzündet sich auch der Streit zwischen denen, die lieber nicht soviel am jetzigen Jagdgesetz ändern wollen und denen, die die Zeichen der Zeit erkannt haben. Und die Zeichen der Zeit stehen nun mal auf Klimawandel. Temperaturerhöhung, Dürren und Stürme führen zu erheblichen Waldschäden. Ganze Wälder sterben ab, weil die Bäume in den metertief ausgetrockneten Böden nicht mehr ans Wasser kommen. Die Schäden sind so groß, dass die Forstwirtschaft nicht mehr hinterherkommt, sie zu beseitigen. In diesen Zeiten müssen wir unser Augenmerk darauf richten, den Wald überhaupt zu erhalten und klimastabil zu entwickeln. Dazu gehört, das gemäßigte Mikroklima im Waldinnern zu fördern, Naturverjüngung standortgerechter Baumarten zuzulassen und zu beschützen – zu beschützen vor zu starkem Verbiss durch Reh-, Dam- und Rotwild. Und schon sind wir bei der Jagd angekommen, bei der dienenden Funktion des Waldes, um mit den Worten von Gregor Beyer zu sprechen. Es ist jahrzehntelang auf andere Weise versucht worden, Verjüngung und Pflanzungen zu schützen – durch Einzäunung von kleineren Waldbereichen. Abgesehen davon, dass damit der Lebensraum des Wildes eingegrenzt wird, bräuchten wir mit dieser Methode ca. 140 Jahre für den Waldumbau auf der gesamten Waldfläche des Landes. Und das kostet, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Im Land Brandenburg wurden seit 1990 ca. 45.000 Hektar Wald zum Schutz vor Verbiss gezäunt. Wenn man einen Hektar Zäunung mit ca. 3.000 € ansetzt, landen wir bei 135 Millionen € Kosten für die Zäunung. 135 Millionen Euro, damit der Wald auf 4 % der Waldfläche wachsen kann. Und wenn der Zaun nach ca. 10 Jahren entfernt wird, kommt das Wild und frisst die nächste Generation der Bäume. Es sei denn, es wird straff gejagd!
Am vergangenen Wochenende hatte ich die Gelegenheit, mir das Revier Hirschfelde bei Werneuchen anzuschauen, wo nach waldbaulichen Zielen gejagd wird. Ich könnte jetzt hier auch das Reiersdorfer Landeswaldrevier nennen, oder den Landeswald in der Rochauer Heide oder die Hatzfeldsche Verwaltung bei Massow. Der Wald wächst dort flächendeckend struktur- und artenreich, auch ohne Zäunung!
O.k. der Jäger oder die Jägerin hat hier nicht bei jedem Ansitz auch „Anblick“, wie es in der Jägersprache heißt. Denn das Wild hat viel Deckung, und ist schwerer zu erlegen. Und da liegt wohl „der Hase im Pfeffer“ wie es so schön heißt. Denn es liegt nicht im Interesse der Jäger – jedenfalls nicht der meisten – kein Wild zu sehen und ohne Schuss wieder abzurücken. Da braucht es mehr Geduld, vielleicht auch mehr Erfüllung in der reinen Naturbeobachtung und Verantwortungsbewußtsein für den Wald.
Wenn wir also über eine neues, modernes Jagdgesetz für Brandenburg reden wollen, dann müssen wir zuerst klar benennen, wozu es dienen soll. Gregor Beyer hat uns die Antwort schon gegeben. „Die Jagd ist eine dienende Funktion des Waldbaus.“ Und ich denke, er weiß auch genau, warum er das so gesagt hat. Wenn es uns nämlich nicht gelingt, den Wald als Lebensraum zu erhalten und über den Klimawandel zu retten, dann hat auch das Wild keine Chance.
Um auf den Antrag der Linken zu sprechen zu kommen: Natürlich muss es einen breiten Diskussionsprozess geben, natürlich müssen alle Argumente abgewogen werden, um zu einem Jagdgesetz zu kommen, das von einer breiten Akzeptanz getragen wird. Da stecken wir ja schon voll drin. Und deshalb können wir den Antrag auch ablehnen. Der Minister wird im Anschluss sicher berichten, dass der Überarbeitungsprozess schon läuft. Und wir werden dazu auch im Parlament einen sehr intensiven Abstimmungsprozess führen, wie Kollege Senftleben schon angedeutet hat. Aber eines muss klar sein: Langfristig gibt es kein Wild ohne Wald! Deshalb muss sich die Jagd in Zeiten des Klimawandels vordringlich an der Ermöglichung einer naturnahen Waldentwicklung ausrichten. Und das ist dann auch langfristig der Garant für die Erhaltung des jagdlichen Brauchtums, der Geselligkeit unter den Jägern und leckere Wildgerichte, die zu unserem Leben im ländlichen Raum genauso dazu gehören.
Weidmanns Heil und Danke für die Aufmerksamkeit!
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