– Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen,
Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, ein Birnbaum in seinem Garten stand. Und kam die goldene Herbsteszeit und die Birnen leuchteten weit und breit, da stopfte, wenn’s Mittag vom Turme scholl, der von Ribbeck sich beide Taschen voll.
Dieses bekannte Gedicht von Theodor Fontane, das ich hier nur anteasern kann, dokumentiert die Bedeutung des traditionellen Obstanbaus im Havelland.
Es war übrigens höchstwahrscheinlich die Melanchthon-Birne, eine alte wohlschmeckende Sorte, die hier beschrieben wird.
Heute hat es der Obstbau schwer in Brandenburg, auch wenn die Obstbauern in diesem Jahr eine gute Ernte erwarten.
Einst blühende Obstplantagen unterlagen in der Wendezeit dem Konkurrenzdruck aus den westlichen Bundesländern. In der Folge ging die Obstanbaufläche in Brandenburg um 90 % zurück, insbesondere in den Apfelanbaugebieten. Auch wenn seit einigen Jahren die Anbauflächen insbesondere bei Blaubeeren, Aronia und Sanddorn zunehmen, darf das nicht über die angespannte Situation in der Branche hinwegtäuschen.
30 Jahre nach der Wende steht in vielen Betrieben ein Generationenwechsel an, der insbesondere durch fehlende Nachwuchs-Fachkräfte und die Klimakrise erschwert wird.
Die Erhaltung und Entwicklung des Obstanbaus in Brandenburg ist kein Selbstläufer und erfordert Initiativen, um die Wertschöpfung dieser Branche im ländlichen Raum zu erhalten und auszubauen.
Auf der anderen Seite liegt mit der Metropole Berlin ein riesiger Absatzmarkt inmitten von Brandenburg, der zunehmend regionalen Produkten verlangt – konventionell und biologisch erzeugte. Es kommt nun darauf an, diesen Bedarf aus Brandenburg zu decken.
In vielen Gesprächen mit Obstbauern und Obstbäuerinnen haben wir herausgearbeitet, woran es besonders mangelt und wo Unterstützung gebraucht wird, um den Obstbau in Brandenburg zukunftsfähig aufzustellen. Mit der Gartenbaukonzeption, die in der letzten Legislaturperiode beauftragt und erarbeitet wurde, ist bereits ein guter Weg eingeschlagen worden.
Seit 2019 wird diese Konzeption nun umgesetzt, vor allem in den Bereichen der Beratung, Fachkräftesicherung, Förderung und Risikomanagement, Praxisforschung und Vermarktung. Dafür möchte ich allen Akteuren in den Verwaltungen und Verbänden, aber auch den an den Programmen teilnehmenden Obstbauern und Obstbäuerinnen herzlichen Dank sagen.
Dennoch konnten die Ziele bisher nur teilweise erreicht werden. Hinzu kommen neue Herausforderungen durch die fortschreitende Klimakrise und die Biodiversitätskrise, für die weitere Anpassungen notwendig sind.
Wir fordern daher die Landesregierung auf, die Gartenbaukonzeption fortzuschreiben, insbesondere in Bezug auf die Förderung der Biodiversität, den Insektenschutz, die Reduzierung von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln und Innovationen im Bereich des Obstanbaus.
Die praxis- und anwendungsorientierte Forschung soll weiter unterstützt werden, insbesondere auch in Bezug auf die Anpassung an den Wassermangel, klimaangepasste und robuste Sorten, Wildbienenfreundlichkeit, Artenvielfalt und Innovationen – zum Beispiel in Verbindung mit erneuerbaren Energien.
Es soll geprüft werden, welche Maßnahmen zur Risikominimierung besonders geeignet sind, insbesondere für Hagel- und Frostschutz.
Besonders wichtig ist uns auch die Prüfung einer institutionellen Förderung der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau und Arboristik, der seit 2019 auch die Obst- und Versuchsanstalt Müncheberg angeschlossen ist. Hier wird gerade in Zeiten des Klimawandels eine unverzichtbare Lehr- und Forschungsarbeit geleistet, die für die Anpassungen im Obstbau unentbehrlich ist.
Dabei geht es nicht nur um die Züchtung klimastabiler Obstsorten, geeignete Anbaumethoden im Klimawandel und den Umgang mit der steigenden Zahl von Krankheiten und Schaderregern. Es geht auch um die Qualifizierung des Obstbaus für Bioprodukte, die immer stärker nachgefragt werden.
Wie alle gleichartigen Institutionen in Deutschland sollte die Lehr- und Versuchsanstalt nun endlich eine gesicherte Finanzierung erhalten.
Bei der Betrachtung des Brandenburger Obstbaus sollen auch Streuobstbestände als Bestandteile unserer Kulturlandschaft und Hotspots der Biodiversität besser gefördert werden. Sie sind ökologisch besonders wertvoll und bewahren oft alte Sorten, die als Ausgangsmaterial für Züchtungen von unschätzbarem Wert sind. – Ich erinnere an die Melanchthon-Birne!
Der Obstbau in Brandenburg wird nur überleben, wenn wir den Generationswechsel in den Betrieben meistern. Nachfolgeberatung und Förderung der Unternehmensnachfolge sollen deshalb hinsichtlich spezifischer Angebote für den Obstbau geprüft werden.
Besonders wichtig ist ebenfalls, Nachwuchsprojekte und -kampagnen im Sinne der künftigen Fachkräftesicherung im Obstbau weiter voranzutreiben und zu verstetigen. Auch das Aus- und Weiterbildungsangebot im gärtnerischen Bereich soll weiterentwickelt und ausgebaut werden. Es ist besonders erfreulich, dass seit letztem Jahr nach langer Pause auch wieder zwei Azubis in der Obstbau-Versuchsanstalt in Müncheberg tätig sind. Ein guter Anfang!
Liebe Kolleginnen und Kollegen, diejenigen unter Ihnen, die mindestens einen Obstbaum im Garten haben, wissen ganz genau, dass man diesen gut pflegen muss, wenn er reichlich leckere Erträge bringen soll. So ist es auch mit dem Obstbau insgesamt.
Unsere Obstbauern und Obstbäuerinnen brauchen ebenso Unterstützung, wenn wir mit wohlschmeckendem, gesundem und regional erzeugten Obst versorgt werden wollen und wenn die Obstplantagen weiterhin Teil unserer Kulturlandschaft sein sollen.
In diesem Sinne bitte ich um Unterstützung für unseren Antrag.
Danke für die Aufmerksamkeit!
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