– Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Zuschauer*innen an den Bildschirmen,
Der Igel ist Wildtier des Jahres 2024. Und das kommt nicht von ungefähr. Denn die stacheligen nachtaktiven Insektenjäger sind mittlerweile vielerorts im Bestand bedroht und werden inzwischen in der deutschlandweiten Roten Liste für Säugetiere in der Vorwarnliste geführt.
Neben dem Straßenverkehr spielen dem Igel auch der Rückgang der Insekten und der Klimawandel übel mit.
Übermäßige Ersatznahrung durch Schnecken und Regenwürmer verursachen bei Igeln vermehrten Ektoparasitenbefall und die wärmeren Winter führen zu Unterbrechungen und Verkürzung des Winterschlafes in Zeiten, wo noch gar keine Nahrung zu finden ist.
Die Krone setzen dem Ganzen die neuesten Errungenschaften der Gartenzivilisation auf.
Nicht nur, dass aufgeräumte und sterile Gartenanlagen keine Lebensräume mehr für Igel bieten. Von Schottergärten will ich gar nicht sprechen.
Der Mähroboter ist das neue Unheil für unsere Igel. Und hier kommen die Wildtierauffangstationen ins Spiel.
Während früher vor allem im Herbst junge Igel in unterernährtem Zustand in Igelstationen abgegeben wurden, hat sich die Versorgung nun auch noch massiv auf die Gartensaison ausgeweitet.
Im Tierschutzzentrum Leuthen bei Cottbus waren es im Jahr 2023 allein 240 Igel, die hier teils mit furchtbaren Verletzungen durch Mähroboter abgegeben wurden: Amputierte Zehen, zerfetzte Beine, zerschnitte Gesichter gehören zu den Bildern, die hängen bleiben. Die Tiere werden hier in Leuthen liebevoll aufgenommen, in Zusammenarbeit mit dem Veterinäramt und Tierärzten versorgt und wieder aufgepäppelt.
Das alles läuft ehrenamtlich, aus Spenden finanziert im Projekt „Stachelritter“. Und dann gibt’s da noch das Projekt „Pinselöhrchen“ – für die Eichhörnchen.
Das Tierzentrum ist zwar beim Veterinäramt offiziell als Tierauffangstation bestätigt, aber es gibt keinerlei finanzielle Unterstützung. Und es ist im Umkreis von rund 100 km die einzige Einrichtung dieser Art.
Fakt ist, das Tierschutzzentrum Leuthen ist nur ein Beispiel für die vielen ehrenamtlich Aktiven, die Wildtiere aufnehmen und fachgerecht versorgen, bis sie hoffentlich wieder in die Natur entlassen werden können. Ihnen gebührt unser herzlicher Dank!
Aber das reicht nicht. Insofern bin ich BVB-Freie Wähler dankbar, dass sie das Thema der Wildtierauffangstationen hier eingebracht haben.
Auch wir Bündnisgrünen haben die Einrichtung eines landesweiten Netzes von Wildtierauffangstationen bereits in unserem Wahlprogramm verankert.
Und dazu gehört auch eine entsprechende finanzielle Unterstützung für dieses ehrenamtliche Engagement! Aber wir fangen damit nicht bei Null an. Und damit erübrigt sich auch der Antrag von BVB/Freie Wähler.
Denn das Artenschutzreferat des Umweltministeriums hat bereits eine interministerielle Arbeitsgruppe eingesetzt, um unter anderem die Möglichkeiten für die Sicherung und Ausweitung von Wildtierauffangstationen in unserem Land auszuloten.
Wie Minister Axel Vogel in der Sitzung des Umweltausschusses am 4. Oktober berichtet hat, ist man dazu mit verschiedenen Partnern im Gespräch.
Da geht es zum Beispiel um die Einbindung der Tierparks und anderer Einrichtungen in ein landesweites Netz und die Aufgabenbestimmung und -verteilung in Bezug auf die zu betreuenden Tiergruppen. Und es geht auch um Information und Bildung im Hinblick auf das Verhalten beim Fund von vermeintlich hilfsbedürftigen Wildtieren.
Denn nicht alle Tiere, die uns in der Natur als hilfsbedürftig erscheinen, sind es auch. Das Ganze ist zweifellos eine Herausforderung, um zum Beispiel eine angemessene Erreichbarkeit der Auffangstationen und die erforderliche Sachkunde für die Versorgung ganz unterschiedlicher Tierarten sicherzustellen. Um nochmal auf den Igel zurückzukommen: Am besten ist es natürlich, wenn die kleinen Kerle gar nicht erst in einer Auffangstation landen müssen.
Dazu können Sie alle hier, meine Damen und Herren, beitragen: Lassen Sie ein bisschen kultivierte Wildnis in ihrem Garten zu und vor allem: zügeln Sie Ihre Mähroboter – wenigstens nachts und in der Dämmerung!
Das würde zumindest den Igeln und vielen anderen Kleintieren helfen, in unserer Zivilisation zu überleben und die Wildtierauffangstationen entlasten.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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